Für den Zoll nicht nur eine Frage des Gewissens:

Roter oder Grüner Ausgang?

Eine Reportage von Michael Jablonski

Spätestens bei der Ankunft auf dem Flughafen in Stuttgart geht in diesen Tagen für viele der Urlaub zu Ende. Für manche davon mit bitterem Beigeschmack – den der Zoll wacht über Zölle, Verbote und Beschränkungen. Glimpflich davon kommt, wer Fleisch und Wurst in die EU mitbringt und dabei erwischt wird: Diese Waren werden vom Zoll entsorgt. Zu viele Zigaretten oder Goldschmuck werden schon teuer. Wer gar Waffen oder Rauschgift aus dem Ausland mitbringt, für den endet die Urlaubsreise mit einer Strafanzeige.

.Der Flugplan bestimmt die Arbeit des Zolls auf dem Flughafen: Schon morgens suchen sich die Zöllner interessante Maschinen heraus, deren Gepäck dann von den Hunden oder mit der Röntgenmaschine, dem sogenannten „Weichstrahler“, bei der Ankunft kontrolliert wird. Die Beamten kennen die Tricks der Schmuggler: Nicht nur doppelte Böden und fingierte Verpackungen sind da leicht ausgemacht, sondern auch Waffen. So wundert sich auch die Familie, die gerade aus dem Bulgarien-Urlaub zurückkommt darüber, dass ausgerechnet sie vom Zoll zu einer Kontrolle gebeten wird: Im Weichstrahler konnten die zivilen Fahnder der Überwachungsgruppe eine Pistole erkennen. Tatsächlich hat der Vater wohl seinen zwei kleinen Söhnen eine „Softairpistole“ mit entsprechender Schlagkraft gekauft. Was am bulgarischen Strand noch zum Familienfrieden beigetragen haben mag, entwickelt sich für den Mann jetzt zum Ärgernis: Die Pistole wird vom Zoll erst mal einbehalten und der bislang unbescholtene Familienvater wird Post von der Staatsanwaltschaft bekommen.

Fibi und Xelia sind zwei von insgesamt 8 Spürhunden des Stuttgarter Zolls auf dem Flughafen und die größte Waffe des Zolls im Kampf gegen Rauschgift. Die Maschine aus Lissabon steht bei der Überwachungsgruppe heute auf dem Plan. „Von dort aus gibt es viele Verbindungen nach Südamerika und deshalb ist Lissabon für uns in Sachen Gift interessant“, erläutert Jens Gall, einer der Schichtleiter der Überwachungsgruppe des Zolls. Xelia, die Schäferhündin, wird das Gepäck dieses Fluges durchschnüffeln, bevor die Koffer auf dem Gepäckband zur Ausgabe landen. In einer ausgedienten Halle des Flughafens macht sie sich mit Hundeführerin Susanne Friedrich an die Arbeit. Die beiden sind seit sechs Jahren ein Team. 

Plötzlich kratzt die Hündin an einem schwarzen Gepäckstück. „Man ist natürlich gespannt, aber wir haben so etwas öfter“, erklärt Jens Gall. In der Hälfte der Koffer, die die Rauschifthunde anzeigen, befindet sich dann auch tatsächlich Rauschgift, so seine Erfahrung. Wenig später stehen die Zollbeamte in zivil am Gepäckband des Lissabon-Fluges, wo das Gepäck ausgegeben wird. Auch der besagte schwarze Koffer ist unter den Gepäckstücken.

Rund eine halbe Runde fährt der Koffer auf dem Gepäckband, dann schnappt ihn sich eine Frau mittleren Alters, um damit zum Ausgang zu laufen. Die Beamten stoppen die Frau, bitten sie zur Kofferkontrolle und in einer Zigarettenschachtel finden die Beamten Marihuana und Haschisch. Mit drei Gramm eher ein „kleiner Fund“. Doch wenn der Hund schon drei Gramm anzeigt, dann haben hier auf dem Flughafen auch die Kilos keine Chance, so Hundeführerin Susanne Friedrich. So konnte Xelia im vergangenen Jahr ihren größten Fund tun: Rund 3,5 Kilogramm Haschisch, sauber in Olivendosen verpackt, wurden vom Zoll erwischt. Schwieriger dagegen ist die Suche nach Rauschgift für die Zollbeamten in Uniform am Ausgang der Ankunftshalle. Am roten und grünen Ausgang geht es eigentlich darum, ob Waren angemeldet werden müssen. „Hier ist es wie das Suchen nach der Stecknadel im Heuhaufen“, erklärt einer der Zöllner. Und er meint mit dem Heuhaufen wohl die dreckige Urlaubswäsche.  

„Den Leuten ist nicht bewusst, dass sie mit dem Passieren des roten oder grünen Ausgangs so etwas wie eine Steuererklärung abgeben“, erläutert Steffen Weber, einer der Schichtleiter in der Reiseabfertigung. Und so wundern sich viele, warum auch die legale Droge „Zigaretten“ jede Menge Geld kostet. Die Freigrenze liegt bei einer Stange mit 200 Zigaretten. Bis zu 60 Euro kostet jede Stange, die der Zoll darüber hinaus findet.

Doch auch dem Artenschutz hat sich der Zoll verschrieben. „Elfenbein bringen die Leute nur noch selten mit“, so Jürgen Feld, Leiter des Abfertigungsdienstes auf dem Flughafen. Dafür finden seine Kollegen jetzt häufiger Korallen im Urlaubsgepäck. In einer Ausstellung im Terminal 3 (Abflugsbene) zeigt der Zoll sichergestellte Waren, um über Verbote und Beschränkungen zu informieren.

Auch wenn Stuttgart kein Drehkreuz des internationalen Luftverkehrs ist: Allein im vergangenen Jahr leiteten die Beamten des Zollamtes auf dem Stuttgarter Flughafen 1300 Strafverfahren ein, davon 209 Strafverfahren wegen Verstoß gegen das Waffengesetz in 92 Fällen wurde Rauschgift gefunden. Und die Fallzahlen steigen in den letzten Jahren kontinuierlich an. So heißt es wohl auch in Zukunft am Flughafen: „Kommen Sie bitte mit zur Zollkontrolle“.

Herzlichen Dank...

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Zollamtes Flughafen Stuttgart für die freundliche und offene Aufnahme. Ein besonderes Danke an Herrn Jürgen Feld und die Pressestelle des Hauptzollamtes Stuttgart  für die perfekte Koordination des Pressebesuchs.